Das Strafinternat (German Edition) by Susanne Ruhe

Das Strafinternat (German Edition) by Susanne Ruhe

Autor:Susanne Ruhe [Ruhe, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-08-22T22:00:00+00:00


5. Die Sonnenburg

Der Kleinbus passierte eine mächtige Pforte, die von zwei Türmen gesäumt wurde. Anna blickte aus dem Fenster. Die Sonnenburg sah nicht so aus, wie sie sich ein Internat vorgestellt hatte. Sie erinnerte eher an eine mittelalterliche Festung.

Hohe Mauern umgaben ein großes Hauptgebäude und einige Nebengebäude.

„Sechs Uhr fuffzig.“, freute sich der Fahrer, als er einen Blick auf die Uhr warf.

„Neuer Rekord. Respekt.“, sagte der andere. Die beiden hatten auf der Fahrt kein einziges Wort gewechselt. Jetzt wandte sich der Beifahrer zu Anna um. „Junge Dame, ich habe gute Nachrichten. Du kommst direkt pünktlich zum Appell. Der findet heute in der Aula statt. Aber zuerst musst du durch die Aufnahme.“ Anna schwieg. Die beiden Männer stiegen aus und einer öffnete die Schiebetür. Eine jüngere Frau, die mit einem Kittel bekleidet war, der an den einer Krankenschwester erinnerte, kam aus einem der Nebengebäude heraus und ging auf den Wagen zu.

„Das wurde auch Zeit.“, zeterte sie. „In einer guten Stunde ist Appell. Warum kommt die heute erst so spät an?“

Die beiden Männer sahen sich betreten an.

„Seht zu, dass ihr vom Hof kommt. Und sagt eurem Chef, dass ihr das nächste Mal abends die Gefangenen abholen sollt. Ich will morgens nicht immer dieses Gerenne haben.“

Die beiden Männer nickten und stiegen in den Bus. Nachdem Anna ausgestiegen war und die Frau im Kittel die Tür zugeschmissen hatte, fuhren sie davon.

„Mein Name ist Richter. Für Dich bin ich Frau Richter.“, erklärte die Frau knapp. „Mitkommen.“ Anna folgte der Frau. Es war kalt und sie fror ein wenig in ihrer knappen Uniform.

Sie wurde in eines der Nebengebäude geführt, in den direkt hinter dem Eingang eine große Waschküche lag. Ein Mann wartete dort, er saß an einem großen Schreibpult. Vor ihm stand eine Kiste mit Kleidung.

„Alles auziehen.“, befahl die Frau im Kittel. Anna gehorchte und die Frau musterte sie. „Umdrehen.“, ergänzte sie knapp.

Anna drehte sich um und die Frau schnalzte mit der Zunge. „Du hast ja eine schöne Tracht Prügel erhalten. Gut so.“, stellte sie fest. „Man kann sehen, dass der Zuchtmeister eine ordentliche Handschrift hatte. Ich hoffe, du empfindest Dankbarkeit dafür, dass sich der Staat so gut um dich kümmert.“

Anna schluckte, aber wagte es nicht, zu widersprechen. Sie schwieg lieber.

„Stell dich dort an die Wand unter den Abfluss.“, ordnete die Frau an, während sie einen dicken Feuerwehrschlauch von der Wand nahm. Anna schwante nichts Gutes. Doch sie hatte keine andere Wahl. Sie stellte sich an die verlangte Stelle. Die Frau drehte das Wasser auf und spritzte Anna von oben bis unten mit kaltem Wasser ab. Dann warf sie ihr ein Stück Kernseife vor die Füße. „Einseifen.“

Anna bückte sich nach der Seife und seifte sich ein. Immerhin konnte sie so den ganzen Schmutz und Schweiß von ihrem Körper waschen, auch wenn das kalte Wasser nichts mit dem heißen Bad gemein hatte, nachdem Anna sich am Morgen gesehnt hatte.

Nachdem Anna erneut von allen Seiten abgespritzt wurde, warf die Frau ihr ein Handtuch zu und Anna trocknete sich ab.

„Hier Kindchen.“, sagte der Mann hinter dem Tisch. „Das sind deine Sachen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.